Bazi 

 

„Waidmannsheil“ so grüßen sich die Jäger untereinander. Mein Herrchen ist auch einer, und ich bin ein Rauhaardackel und heiße Bazi. Bei seinen Touren durch den Wald nimmt er mich immer mit. Er ist nämlich der Förster hier im Bezirk. Das heißt, er ist zuständig für die Hege und Pflege des Wildes, aber vor allem muss er sich um unseren schönen Wald kümmern. Da müssen immer mal wieder Bäume gekennzeichnet und gefällt werden und vieles mehr. Das machen die Waldarbeiter, aber Herrchen muss kontrollieren ob sie auch alles richtig machen, so wie er es angeordnet hat. Jeden Morgen beginnen wir beide den Tag mit einer ausgiebigen Runde durch den Forst, egal  bei welchem Wetter. Es macht uns beiden gar nichts aus, wenn es mal nicht so toll ist. Gerade frühmorgens ist die Luft immer so klar und frisch, sagt mein Herrchen. Wenn die Rehe und Hirsche friedlich äsend am Waldrand oder auf einer Lichtung stehen, kann er sie ganz in Ruhe beobachten. Dann muss ich auch ruhig sein, weil ich sie sonst erschrecken würde. Das und vieles mehr musste ich erst lernen, als ich hier ins Haus gekommen bin. Das war gar nicht so einfach für mich, das könnt Ihr mir glauben. Ich bin nämlich ein echter Dackel und habe einen starken Willen. So kann ich kann manchmal  eigensinnig, ja sogar richtig stur sein, wenn mir etwas nicht passt. Deshalb ist Herrchen seinerzeit mit mir zur Hundeschule gegangen. Da waren ganz viele andere Hunde verschiedener Rassen, und die meisten waren größer als ich, aber was heißt das schon? Wir sollten alle lernen auf Kommando Sitz und Platz zu machen und vieles andere mehr. Warum? Das habe ich ab und zu gar nicht eingesehen und es auch nicht gemacht. So waren wir an einem Tag alle zusammen auf der Promenade am Weserufer. Da kamen uns Spaziergänger entgegen, und wir sollten denen zeigen was wir gelernt hatten. Alle haben ganz brav Platz gemacht und sind sitzen geblieben, bis die Leute vorbei gegangen waren – nur ich nicht. Da konnte Herrchen auf mich einreden so viel er wollte, ich hatte eben keine Lust – basta! Als die Gruppe dann an uns vorbei gegangen war und die Anderen wieder aufstehen sollten, da habe ich erst mal Platz gemacht, damit sie sehen konnen, das kann ich schon, aber nur, wenn ich selbst es will. Ein Dackel ist seinen Menschen gegenüber nie unterwürfig – niemals! Daher hat meine Ausbildung zu einem echten Jagdhund eine Weile gedauert und Herrchen musste viel Geduld mit mir haben, aber das hat er prima hingekriegt. Er hat mich so gut wie nie bestraft oder war böse auf mich, deshalb habe ich mich auch bemüht ihm zu gefallen, und inzwischen weiß ich auch ganz genau, wann es wichtig ist zu gehorchen. Wenn ich zum Beispiel hinter einem wilden Kaninchen herjage, kann ich sehr beharrlich und ausdauernd sein. Deshalb habe ich auch schon viele von denen erwischt und meinem Herrchen gebracht. Ab und zu habe ich natürlich auch schon mal einen Dachs oder ein anderes Tier in seinem Bau aufgestöbert, aber wenn ich Herrchen nach mir rufen oder pfeifen höre, dann muss ich selbst entscheiden ob ich komme oder meine Beute weiter verfolge. Das kann nämlich gefährlich werden, wie ich feststellen musste. In dem Fall hat Herrchen zwar versucht mich zu rufen, aber ich war so in Rage, dass ich einfach so getan habe, als ob ich das  nicht gehört hätte. Das war, als ich hinter der Füchsin her war, die mich arglistigerweise immer tiefer in ihren Bau gelockt hat, bis ich dann plötzlich feststeckte. Ich kam weder vor noch zurück, während die Fähe vor meine Augen einfach verschwand. Vor lauter Wut und Frust habe ich ganz laut gebellt, damit Herrchen merken sollte, dass ich in der Klemme stecke. Stundenlang musste ich in dem blöden Erdloch ausharren, bis es Herrchen endlich gelungen war, mich auszubuddeln. Das war gar nicht so einfach, und ich hatte Angst, dass ich womöglich dabei verschüttet werden könnte, aber zum Glück ist alles gut gegangen. Hinterher hat Herrchen tatsächlich ein bisschen mit mir geschimpft, weil ich nicht auf ihn gehört habe und so leichtsinnig war. Aber ich glaube, seine Erleichterung darüber, dass es ihm gelungen ist mich zu retten, die war viel größer. Aber wie ich zugeben muss, hatte ich in der Zeit wirklich ein bisschen zu viel auf den Rippen. Frauchen hatte schon öfter gesagt. „Bazi sieht aus wie eine kleine Mettwurst mit krummen Beinen, der sollte etwas abnehmen!“, aber das ist gar nicht so einfach, wie viele von Euch Menschenfrauen bestimmt bestätigen können oder? Mein Frauchen jammert ohnehin stets über ihr Gewicht, deshalb sind wir danach öfter gejoggt, für ein paar Wochen jedenfalls; und ich bekam mein Futter genau zugeteilt. Seitdem achten Herrchen und Frauchen penibel darauf, dass ich bloß nicht wieder zu fett werde.

 

 

 

Nach dem Frühstück geht mein Herrchen meistens erst mal für einige Zeit in sein Büro, weil der olle Schriftkram immer mehr wird, so hat er sich neulich erst bei Frauchen beschwert, aber dabei kann ihm nun mal keiner helfen. Regelmäßig drei Mal in der Woche bin ich jetzt immer noch mit meinem Frauchen unterwegs. Sie geht dann joggen und dabei begleite ich sie, weil es Herrchen lieber ist, wenn sie nicht allein durch den Wald läuft. Ab und zu trifft man da nämlich auch dort Leute die nicht so nett sind, deshalb muss ich auf sie aufpassen – tue ich aber gern, ist doch klar! Ich bin alles andere als ein Schoßhündchen, aber meine Menschen, die liebe ich heiß und innig und wenn denen jemand zu nahe kommt, dann wehe ihm. Ansonsten bin ich gutmütig und freundlich und lasse mich auch streicheln. Man will ja nicht so sein. -

 

Wenn wir dann wieder zuhause sind, dann lege ich mich meistens auch für ein Weilchen in mein Körbchen in Herrchens Büro und ruhe mich aus. Aber sobald er mich ruft, springe ich auf, und dann gehen wir beide wieder los.