"Pfötchenspuren"

 

In den "Pfötchenspuren" kommen außer Katzen auch einige Hunde zu Wort. Zunächst habe ich natürlich die Tiere unserer Freunde und Nachbarn ihre Geschichte erzählen lassen. Etliche Episoden haben allerdings meine Zuhörerinnen und Zuhörer nach den Lesungen beigesteuert. Darin geht es u.a. um einen Hund, der in einen Kanal gefallen ist, eine Katze, die sich als Therapeutin bei einem Tinnitus - Patienten betätigt oder um die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einer Katze und einem Wellensittich. 44 authentische Geschichten enthält dieses dritte Buch, nur die letzte ist erfunden - "Maxim, der Vampirkater" ist ein ungewhnlicher Held. Seine Geschichte ist noch ausbaufähig.

 

Leseprobe:

 

 

Oscar

 

 

 

Mich, Oskar, kennen jetzt ganz viele Leute. Und das kommt sicher daher, weil ich seit einiger Zeit dem „Rolli – Club“ angehöre. Ich war nämlich schon oft ziemlich krank und es stand schon mehrfach gar nicht gut um mich, aber ich habe es trotzdem immer wieder geschafft. „Nur nicht aufgeben!“ Das ist mein Lebensmotto und das von meinem Herrchen auch. Wir sind die allerbesten Freunde und „ganz schön harte Knochen“, wie er sagt. Mag stimmen, aber ein butterweiches Herz haben wir beide ebenfalls, das weiß ich ganz genau; obwohl wir das im Allgemeinen gut verbergen und nur wenigen, ganz besonderen Menschen anvertrauen.

 

Als der Schiet mit meinen Hinterbeinen anfing, hat Herrchen mich sehr oft die Treppen nach draußen runtergetragen, wenn wir raus wollten. Allein hätte ich das nie geschafft und zurück in die Wohnung musste er mich wieder auf den Arm nehmen, aber darüber hat er sich nie beschwert! So lange, bis er selbst nicht mehr konnte, und das habe ich ihm ganz hoch angerechnet!

 

Herzprobleme habe ich inzwischen leider auch – ist aber nicht so schlimm, hat Herrchen gemeint. Muß ich eben ein paar Pillen schlucken, die scheinen zum Glück auch zu helfen. Zwischendurch hatte ich eine Zeit, in der ging es mir nicht so gut wie jetzt. Da hatte ich alles Mögliche zusätzlich. Konnte nicht gut fressen, hatte trotzdem Durchfall und noch ganz vieles mehr. Da ist Herrchen ganz oft mit mir zum Tierarzt gefahren und endlich habe ich es geschafft, das alles abzuschütteln. Nur meine Hinterpfoten, die konnte der Tierarzt nicht heil machen – leider!

 

Aber eben deshalb bin ich ein „Rolli“ geworden. Das bedeutet, dass ich jetzt ein Gestell mit Rädern habe, mit deren Hilfe ich mich bewegen kann. Daran musste ich mich natürlich erst mal gewöhnen. Vor allem an die Gurte, mit denen meine Hinterbeine darauf festgeschnallt werden. Das darf nicht zu fest sein, sonst verletze ich mich – ist auch schon mal passiert – da hatte ich die falschen Gurte bekommen. Aber Herrchen hat das ganz schnell gemerkt und dafür gesorgt, dass die ausgetauscht wurden.

 

Trotz meiner Behinderung gehe ich sehr gerne raus und mache mit Herrchen lange Spaziergänge. Sehr oft treffen wir nette Menschen und manchmal auch solche mit anderen Hunden. Die meisten Vierbeiner sind lieb, dann spielen wir zusammen und haben Spaß! Es gibt manchmal aber auch „Radaubrüder“ und dann greift Herrchen ein und beschützt mich, weil ich mich nicht wehren kann, so wie früher. Wir sind ein prima Team, wir beide, und das schon seit vielen Jahren!

 

Ich finde es toll, dass er sich so gut um mich kümmert und alles tut, was er nur kann, damit ich ein schönes Leben habe! Wir haben auch in den allerschwersten Zeiten immer zusammengehalten und er wird mich bestimmt niemals im Stich lassen, das weiß ich ganz genau! Dafür liebe ich ihn sehr!

 

 

Elvira

 

Mit einigen Menschen habe ich bisher leider nicht die allerbesten Erfahrungen gemacht. Ich bin von Haus aus eine Perserin mit sehr langem, hellen Fell. Das hat wohl den Jugendlichen damals nicht gefallen oder ich war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich weiß es nicht! Jedenfalls bin ich einer Gruppe von bösen Jungs begegnet. Die waren ziemlich laut und torkelten über die Straße. Außerdem hatten sie ganz viele Flaschen dabei. Ich hatte gleich so ein komisches Gefühl und habe versucht ihnen aus dem Wege zu gehen. Hat aber nicht geklappt! Einer von  ihnen hat mich gesehen und sofort hoch gehoben. Dann haben sie mich zwischen sich hin und her geworfen und gegenseitig aufgefangen. Ein Wunder, dass ich mich dabei nicht schon verletzt habe. Davon wurde mir ganz schwindlig und ich hatte große Angst, was denen wohl noch einfallen könnte. Natürlich habe ich laut um Hilfe gemaunzt, aber das hat niemand gehört, und die Jungs haben darüber nur gelacht. Ja und dann kam das Allerschlimmste! Einer hatte eine plötzlich so eine eklig stinkende Flasche in der Hand und den dickflüssigen Inhalt haben sie über mich verteilt. Das war ganz schrecklich! Mein schöner Pelz war plötzlich braun gescheckt und ich roch genau so fürchterlich wie diese olle Flasche. Natürlich habe ich sofort damit begonnen mich wieder sauber zu putzen, aber das ging gar nicht. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer, je mehr ich mich zu lecken versuchte. Außerdem hatte ich einen ganz scheußlichen Geschmack dabei auf der Zunge. Irgendwann waren sie dieses Spiel wohl leid, denn sie haben mich in ein Stück Stoff gewickelt und  dann einfach liegen gelassen, bevor sie weitergezogen sind. Die hatten wohl ihren Spaß gehabt. Ich wollte mich befreien, aber das ging auch nicht und ich wusste wirklich nicht was ich noch tun sollte.

 

Endlich, nach längerer Zeit, kamen zwei Mädchen vorbei und die hatten Mitleid mit mir nd haben mich dann zum Tierarzt gebracht. Darüber war ich echt froh! Der hat mich erst mal ausgewickelt und mit dem Kopf geschüttelt. Immer und immer wieder! „Wer macht denn nur so etwas Grausames? Es ist nicht zu fassen!“, hat er gemeint. Und genau das habe ich auch die ganze Zeit gedacht! In der Praxis haben sie mit allem möglichen versucht mein verklebtes Fell sauber zu kriegen, aber die konnten das auch nicht besser als ich. Leider! Dann habe ich irgendwann eine Spritze gekriegt und deshalb habe ich wohl ziemlich lange tief geschlafen. Als ich dann aufgewacht bin, war mir erst mal ganz kalt. Mein schöner langer Pelz war weg und ich fühlte mich ganz nackt. Aber das war trotzdem besser als vorher.

 

Nach ein paar Tagen begann mein Fell schon wieder langsam zu wachsen und erst mal war es noch ganz zart, aber ich wusste, es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder ganz manierlich aussehe. Dann ist eine Frau in die Praxis gekommen und hat mich mit zu sich nach Hause genommen. Das war ja eigentlich nett von ihr, aber ich war einfach noch nicht soweit, dass ich ihr vertrauen konnte. Ich wollte nicht ständig gestreichelt und gebürstet werden bei dem wenigen Flaum den ich erst hatte. Dafür hatte sie leider so gar kein Verständnis und hat mich zurück in die Tierarztpraxis gebracht. Das fand ich ich aber gut so. Hier lässt man mich in Ruhe gesund werden und einen schönen Namen haben sie mir ja auch gegeben.

 

Viele kranke Tiere habe ich schon gesehen und ihre Menschen wollen alle, dass sie wieder gesund werden und machen sich Sorgen um sie. Ich möchte auch einen Menschen haben, dem ich meine ganze Liebe schenken kann und dabei habe ich auch schon jemanden im Auge. Hoffentlich merkt er auch wie gern ich bei ihm bleiben würde...