Lara und Leo

 

Die beiden L´s, so wurden wir damals genannt, in der Zeit, als wir im Haus der Katzennothilfe gewohnt haben, weil wir immer zusammen  steckten, der Leo und ich. Ach ja, ich bin übrigens Lara. Wollt Ihr unsere gemeinsame Geschichte hören?

 

Also, wie gesagt, ich bin Lara und war eine Streunerin. Toll fand ich das nicht, aber was sollte ich machen? So einfach ist es nämlich gar nicht ein gutes Zuhause zu finden, das könnt Ihr mir glauben! Zu meinem Glück war da eine ältere Frau in meinem Revier, die hat sich ab und zu um mich gekümmert und mir auch gelegentlich was zu fressen hingestellt. Sie hatte wohl Mitleid mit mir, aber mich bei sich aufnehmen, das konnte sie leider auch nicht. Tja und dann wurde ich schwanger. Vier entzückende kleine Katzenbabys habe ich bekommen, und ich habe wirklich versucht, ihnen eine gute Mutter zu sein, sofern es möglich war jedenfalls. Ohne die Hilfe der lieben, älteren Dame hätte ich es wohl kaum geschafft, sie alle gut durchzubringen.

 

Sie hat sich dann bei der Katzennothilfe gemeldet und darum gebeten, dass man meine Kinder und mich dort aufnehmen sollte. Dann kam ein Mann, der hat mich zuerst erwischt Ich wurde eingefangen, in einen Tragekorb gesetzt und los ging es. Natürlich habe ich lautstark dagegen protestiert; ich wusste damals ja noch nicht, dass er es nur gut mit mir meinte. Außerdem habe ich mir natürlich Sorgen um meine Kleinen gemacht, die kamen doch noch gar nicht zurecht ohne mich. Freiwillig hätte ich sie nie in Stich gelassen! Das tut keine Katzenmama, und ich schon gar nicht! Im Haus der Katzennothilfe habe ich viele andere Katzen und auch einige Kater getroffen. Die Bewohner des Katzenhauses haben mir alle versichert, das ich Glück gehabt habe, da gelandet zu sein, weil schon viele von ihnen dadurch ein echtes Zuhause gekriegt haben, früher oder später jedenfalls. Vielleicht ist das ja auch eine Chance für mich, habe ich dann gehofft. Aber was war bis dahin mit meinen Kitten?

 

Einige Tage später waren die aber auch alle hier, und ich war so froh! Die netten Menschen von der Katzennothilfe hatten sie alle nach und nach eingefangen und zu mir gebracht. Dafür hat die alte Dame gesorgt, und dafür ich bin ihr immer noch sehr dankbar! Als meine Kinder größer wurden, haben sie dann alle vier ziemlich schnell ein wunderbares Zuhause gefunden. Weil ich das wusste, fiel mir der Abschied nicht ganz so schwer, denn dass wir alle nicht für immer zusammen bleiben konnten war ja klar. Die Leute von der Katzennothilfe haben auch dafür gesorgt, dass ich keine weiteren Babys mehr kriege - es gibt ja ohnehin schon viel zu viele von uns. War nicht schön, musste aber wohl sein, denke ich.

 

Ich wohnte schon eine Zeitlang in dem Katzenhaus, als Leo eines Tages da aufkreuzte. Er fiel mir gleich ins Auge. Groß, dunkel getigert und überhaupt ein toller Typ! Er war sehr nett, erzählte aber auch gleich, dass seine Katzeneltern ihn hier nur vorübergehend geparkt hätten, weil sie einen längeren Urlaub geplant hatten. Da konnte er nicht mit. Unter uns, ich habe ihm das erst gar nicht geglaubt. Jedenfalls war er ein lieber Kerl, und wir beide haben uns ziemlich schnell angefreundet.  

 

Eines Tages hielt ein großes Auto vor der Tür, und tatsächlich, das waren Leos Katzeneltern, die ihn wieder abholen wollten.

 

„Siehste, ich habe es doch immer gewusst!“, das hat er mir zum Abschied noch schnell zugemaunzt, als sie ihn in seine Transportbox gesteckt und mitgenommen haben. Das ging so schnell, da konnte ich gar nicht reagieren. Aber als Leo  weg war, da war ich traurig, sehr traurig sogar! Ich konnte es eigentlich gar nicht glauben, dass Leo wirklich fort war, mein Leo. Ganz schrecklich vermisst habe ich ihn, mehr als ich sagen kann!

 

Das ist auch einer unserer Betreuerinnen aufgefallen, weil ich so verstört war und Leo immer noch gesucht habe. Das hat sie sich zwei Tage lang angesehen und dann gehandelt. Sie hat die Katzeneltern von Leo angerufen und denen erzählt, dass ich jetzt hier ziemlich unglücklich bin, so ohne meinen Freund. Sie hat auch gefragt, ob sie mich nicht auch bei sich aufnehmen könnten, weil Leo mich sicher auch vermisst, hat sie noch gemeint. Danke, liebe Monika, das werde ich Dir nie vergessen!

 

Und tatsächlich, nur einen Tag später kam das große Auto zurück, und Leos Katzenmama stieg aus, ich habe sie gleich erkannt. Sie hatte wieder eine Katzenbox dabei.

 

„So, Lara, jetzt kriegt Du auch ein Zuhause bei uns; Leo wartet und freut sich schon auf Dich!“, hat sie zu mir gesagt. Da war ich so froh! Bin sogar ganz freiwillig in die Box geklettert. Fast konnte ich es gar nicht glauben, aber als wir in meinem neuen Zuhause ankamen, und Leo wirklich auf mich wartete, da wusste ich genau, dass jetzt mein neues, besseres Leben endlich angefangen hatte.

 

Hallo, ich bin der andere Teil der beiden L´s. Wie Lara schon verraten hat, heiße ich Leo, und ich kann Euch nur sagen, dass ich auch sehr glücklich darüber bin, dass unsere Katzeneltern damals diesen Urlaub gemacht haben, denn sonst hätte ich meine Lara ja nie getroffen. Zu zweit durch das Leben zu marschieren ist doch viel schöner als allein zu sein. Findet Ihr das nicht auch?

 

Zu diesem Buch gibt es eine sehr schöne Rezension bei
www.tiergeschichten.de,
 verfasst von Edith Nebel wie auch bei amazon.de sowie anderen Online - Anbietern.
Edith Nebel schreibt:
Brigitta Rudolf schreibt Tiergeschichten – und wo ein paar davon sind, kommen automatisch immer mehr dazu. Denn wann immer die Autorin eine ihrer Lesungen hält, erzählen ihr die ZuhörerInnen ihre eigenen „tierischen“ Erlebnisse. Viele erteilen ihr dann die Erlaubnis, die Ereignisse schriftstellerisch aufzubereiten und sie, samt mitgeliefertem Bildmaterial, in ihren Büchern zu veröffentlichen. So entstand der vorliegende Band mit 57 Kurzgeschichten.

Eigentlich ist ja Pflegekater Igor an allem schuld. Als dieser nach vierwöchigem Aufenthalt wieder abgeholt wird, fehlt den Rudolfs was. Sie holen sich Kater Teddy Krallmann ins Haus - und ihre Karriere als Katzen- und Schriftsteller-Haushalt nimmt ihren Lauf.

Neben den Rudolf-Katzen Teddy und Johnny lernen wir noch eine Menge anderer Tiere kennen:

• Henne Berta büxt vom Biohof aus und randaliert im Eingangsbereich eines Friseursalons. Was macht man da? Selbst die Polizei ist ratlos …
• Die Feuerwehr ist gerade dabei, den entflogenen Graupapagei Felipe einzufangen. Da entfleucht er ins benachbarte Bundesland, wo sie nicht mehr zuständig sind. Und jetzt?
• So klein und so ein großer Held: Chihuahua-Rüde Django rettet seinem Frauchen das Leben.
• Während seiner Urlaubspflege im Tierheim lernt Kater Leo die Streunerkatze Lara kennen und lieben. Als Leo wieder abgeholt wird und die beiden Tiere getrennt werden, sind sie untröstlich … Wird’s ein Happy End geben? - Sehr berührend!
• Nachdem Kater Otto die Pfannkuchen für die Erntearbeiter gefressen hat, will die erboste Bauersfrau ihn loswerden. Was dann folgt, erinnert an das Märchen vom Schneewittchen.
• Als Kater Pelle von einer langen Wanderschaft zurückkehrt, muss er enttäuscht feststellen, dass sein Platz bereits von einem Artgenossen besetzt ist …
• Meerschweinchenbock Babou berichtet vom Alltag mit seinen sechs Frauen – und von der bemerkenswerten Arbeit der „Gurkendiebe“.
• Der Brüller sind die Hunde Mutz und Gundi. Bei den beiden muss man wirklich auf alles gefasst sein: vom angefressenen Bodenbelag bis zum Zahnersatz, den ihre Menschen im Kartoffelkeller suchen müssen.
• Kater Moritz hat einen Ruf wie Donnerhall. Schwarz und böse sei er, heißt es. Schließlich landet er bei der geduldigen Petra, die sehr gut mit ihm klarkommt. Nur dass er „Panzerknacker“-Qualitäten hat, hätte ihr vielleicht jemand sagen müssen …
• Wie die weiße Königspudelin Andra es schafft, ihrem Fell erst einen aparten Grünstich und dann einen Braunschimmer zu verpassen, das erzählt sie uns am besten selbst! :-D
• Der kleine Schäferhund mit dem treffenden Spitznamen „Schlingel“ hat Großes vor: Er will Polizeihund werden. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die nur die Besten schaffen.

Und das ist nur ein Bruchteil der Abenteuer, die uns in diesem Buch erwarten. Weil die Geschichten kurz, vielfältig und abwechslungsreich sind und wunderbar schnörkellos erzählt werden, hat man am Schluss des Buchs das Gefühl, wahnsinnig viel erlebt zu haben. Sie decken aber auch das fast komplette Gefühlsspektrum ab: Es gibt spannende und berührende Geschichten, traurige und saukomische, welche zum Schmunzeln und welche zum Nachdenken. Und in den meisten erkennt man sich als TierhalterIn wieder: Ja, genau so geht es in einem menschlich-tierischen Haushalt zu!

Ganz am Schluss gibt es noch den Gastbeitrag eines anderen Autors. H. Kacholdt erzählt überaus spannend und unterhaltsam von einer rätselhaften Begebenheit, bei der seine Katze Mira die Hauptrolle spielt: Wie, um Himmels Willen, schafft sie es, ständig Mäuse mitsamt Falle nach Hause zu bringen? Wo hat sie die nur her? 15 fremde Mausefallen stapeln sich schon bei Kacholdts, bis sich das Mysterium endlich aufklärt …

Die kurzen Geschichten kann sehr gut portionsweise (vor-)lesen, wann immer man ein paar Minuten Zeit findet. Man kann sie aber auch wie einen Roman „am Stück“ lesen. Weil sie so abwechslungsreich sind, wird das keine Sekunde langweilig. Und niedliche Fotos der tierischen Akteure gibt es obendrein zu bewundern.